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"Plan Colombia" ist angelaufen: "Collateral
Damage" Film von ANDREW
DAVIS betrachtet von Der 11. September brachte alles durcheinander. Monatelang wurden Hearings
im US-Congress
zur Frage "War
on Drugs", zum Krieg gegen die Drogen geführt. Der
sogenannte Drogenzar
erklärte zum Wohlgefallen der versammelten Senatoren, die einzige Lösung,
den Nachschub an Drogen in die USA zu unterbinden sei das direkte
militärische Eingreifen
der US-Streitkräfte in Kolumbien. Das Land würde der dortigen
Regierung immer mehr aus den Händen gleiten und sie sei unfähig, die
dortige Guerilla effektiv zu bekämpfen, die nach dem Tode Pablo
Escobars die größten drug kingpins, die eigentlichen
Drogenlieferanten geworden seien. Nicht nur mein Gewährsmann für
lateinamerikanische Fragen, ein gewiefter Evaluator der
bundesdeutschen GTZ, war zu dem Zeitpunkt überzeugt davon, dass der nächste
US-Krieg in Kolumbien stattfinden würde, sondern auch zwei
Drehbuchschreiber, Peter
and David
Griffiths waren davon überzeugt. Sie schrieben ein Script von Ronald
Roose über einen Terroristen aus dem arabischen Raum um zugunsten
einer Geschichte eines Bösewichts aus Kolumbien. Was der wackere GTZler nicht ahnte, was der CIA und Konsorten, was Filmleute,
Schreiberlinge usw. absichtlich oder unabsichtlich verpennten, war der
Feind, der nicht etwa aus Kreisen marxistischer Insurgenten erwuchs,
sondern der Feind, der sich aus den eigenen Reihen aufschwang zu
desaströs-mörderischer Tätigkeit im "Herzen der Bestie",
im völkisch imaginierten Zentrum des Bösen, also zum Flug in das
Symbol der angeblichen Zentrale des von den USA gesteuerten
Weltfinanzkapitals, in das New Yorker World Trade Center. Dies führte
letztendlich zum verzögerten Release des von Roose und den Griffiths
ausgedachten bunten Films, gedreht im malerischen Vera Cruz in Mexiko,
mit dem ins Deutsche übersetzten bezeichnenden Namen: Collateral
Damage (Kollateralschaden) - Zeit
der Vergeltung. Er hätte im letzten Oktober den falschen Feind
zum falschen Zeitpunkt gezeigt. Doch greifen wir nicht vor. Der amerikanische Lübke, dem eine halbe Million
Stimmen zur Mehrheit für die Präsidentschaft fehlten und sich
deshalb vom Obersten Verfassungsgericht aufs Schild heben lassen
musste, dieser George Dubya
wusste, ohne einen Krieg würde er niemals die Mehrheit des Wahlvolkes
hinter sich vereinen können. Alles was er tun musste, hatte ihm sein Vater
gleichen Namens, aber ohne W, vorgemacht. Führe einen heißen
Krieg gegen die Drogen. Dubya wollte dem Muster seines alten Herrn
folgen. George, der Ältere, ließ z. B. seinen vormaligen Freund aus CIA-Tagen, Manuel
Norriega in Panama, politisch fallen und in einer militärischen
Operation festnehmen. Bushs Vorwurf gegenüber seinem Ex-Mitarbeiter:
Drogendeals auf eigene Rechnung, sogar unter Beteiligung eines
kubanischen Generals, der dafür später zum Tode verurteilt und
hingerichtet wurde. Die Companeros Fidel
Castros, General
Arnaldo Ochoa und zwei Freunde, waren aber nicht die einzigen zu
beklagenden Todesopfer (Fidel
verweigerte ihnen eine revolutionäre Gnade),
Beobachter sprachen nach der Aktion von einem Kollateralschaden von
ca. 3.000 Zivilisten, toten bzw. verletzten panamesischen Bürgern.
Dubya, also George, der Jüngere, setzte auf den südlichen Anrainer,
also auf Kolumbien, das schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts den
USA zum Opfer fiel und seines nördlichen Landesteils verlustig ging,
Panama, das für unabhängig erklärt wurde, damit die Amis dort
ungestört "ihren" Kanal bauen konnten. Wir sehen. Alles hängt irgendwie mit Allem zusammen. Kein Wunder, dass auch
Arnold
Schwarzenegger seine Rolle in diesem Kontext zu spielen hat. Ein
Parteifreund des Bush-Clans ist er ohnehin. Im Herbst letzten Jahres
sollte sein neuester Film in die US-Kinos gelangen, ein Film mit dem
verheißungsvollen Titel "Collateral
Damage", Kollateralschaden also. So wie Rambo nachträglich
den Vietnamkrieg gewann, so entschied Arnold, der Feuerwehrmann, schon
mal den Krieg in Kolumbien vorab für die USA und auf dem Felde der
Linguistik sollte er einen weiteren Sieg erzielen. Der Begriff des
Kollateralschadens beschreibt bekanntlich seit Zeiten des Golfkrieges,
Vater Bushs Meisterstück, die toten Zivilisten, die "versehentlich"
bei den "präzisen chirurgischen Eingriffen" ums Leben
kommen. Kollateralschaden hat es 1999 immerhin anlässlich des
Kosovokriegs zum "Unwort
des Jahres" gebracht. Was lag also näher, als endlich dieses
schädliche Wort wenn nicht ganz zu entsorgen, so doch wenigstens
umzudeuten? Der Inhalt des Films ist schnell erzählt: Hohe südamerikanische Politiker
betreten zusammen mit einigen hohen CIA-Agenten das Generalkonsulat
Kolumbiens im kalifornischen Los Angeles. Kaum sind sie im Gebäude
verschwunden, explodiert vor der Tür eine Bombe und tötet im
benachbarten Straßen-Café Arnolds Frau und Kind. CIA (Agent Peter
Brandt dargestellt von Elias
Koteas)
und FBI sind bei der Verfolgung des Bombenlegers Claudio
"El Lobo" Perrini (Cliff
Curtis, ein Maori aus New Zealand) die Hände gebunden, da
"El Lobo" (Der Wolf) Boss der kolumbianischen Guerilla ist
und die kolumbianische Regierung blöd genug, gerade mit eben dieser
Guerilla Friedensverhandlungen zu beginnen. Arnold bleibt nichts
anderes übrig als die Rache selbst in die Hand zu nehmen. Über den
Ausgang dieses Unternehmens braucht der Zuschauer keinen Zweifel hegen.
Soweit, so schlecht. Damit könnte es auch sein Bewenden haben, wenn das
Setting des Films nicht nahtlos die Kriegspropaganda verstärken würde.
Obwohl an der kolumbianischen Regierung und der CIA kein gutes Haar
gelassen wird, sie werden als korrupt und mörderisch porträtiert,
ist die Guerilla natürlich noch wesentlich schlimmer. Im Film heißt
sie ALC, in ihrem Hauptquartier hängen Lenin-
und Ché-Poster,
an den Mützen ihrer Kämpfer prangen rote Sterne. Sie ist absolut
hierarchisch organisiert, totalitär, brutal und skrupellos. Sie lebt
von der Steuer, die sie den Drogenproduzenten abnimmt. Die Disziplin
der Truppe wird durch Strafen erzielt. Es gibt allerdings nur eine
Strafe, die Todesstrafe: Den Delinquenten wird eine giftige Schlange
durch den Mund in den Körper eingeführt. Ein Indianerdorf wird
niedergemetzelt, weil die Bevölkerung vermeintlich mit der Regierung
sympathisiert. Das Ende des Films nimmt den 11. September vorweg. (Deshalb konnte er erst
in diesem Jahr uraufgeführt werden). El Lobo entwischt Arnold im
Urwald und ist dabei, ein großes Regierungsgebäude in den USA in die
Luft zu sprengen. El Lobos Frau Selena
(Francesca
Neri) informiert Arnold davon, aber nur, um mit seiner Hilfe dort
Eingang zu finden und die Bombe von innen heraus scharf machen zu können.
Bedenkenlos opfert sie dafür ihren eigenen Sohn Mauro (Tyler
Garcia Posey). Der Unterschied zu Osama
bin Laden-Anhängern ist nur, dass diese Latino-Marxisten keine
Selbstmörder sind und dass letztlich eine Frau die treibende Kraft
darstellt. Für Arnold ist der Verrat Selenas an ihrem Sohn quasi ein
Glücksfall, kann er doch Mauro quasi als Ausgleich für den Verlust
seines gestorbenen Sohnes gleichsam adoptieren. Der Film beweist für die jetzige Situation, die USA dürfen sich nicht mit
dem Kampf
gegen Al-Qaeda zufrieden geben, im eigenen Hinterhof lauert ein
ebenso gefährlicher Feind, den es mit allen Mitteln auszulöschen
gilt. Am 22. Februar kündigte die Pastrana-Regierung die
Friedensgespräche offiziell auf und begann die militärische Rückeroberung
des bislang von der FARC
kontrollierten Gebiets, das etwa die Ausdehnung der Schweiz hat. Der "Plan
Colombia" rollt. Der Einsatz gegen den Erzfeind des alten
Bush lässt noch auf sich warten, George junior will doch erst 2004
die Wahlen gewinnen. In Kriegszeiten werden ihm bestimmt keine Stimmen
mehr fehlen. Ach ja, vor lauter Ideologiekritik, ist die Beurteilung der ästhetischen
und unterhalterischen Dimensionen des Films zu kurz gekommen. Die
Schauspieler sind überzeugend, der Dschungel und die Spannung ebenso,
Hollywood-Action vom Feinsten also. Kein Grund aber, sich ihn für
teures Geld freiwillig reinzuziehen. Wer des Englischen mächtig ist, kann sich die Reaktionen zum Film im
Herkunftsland auf folgenden Sites anschauen: Wer's mehr auf die schlichte deutsche Art mag:
klick
hier oder bei film.de,
bzw. bei McDonald's. Zuguterletzt noch ein Verriss. 22.2.2002 |