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Protesterklärung der 68iger auf dem Benno-Ohnesorg-Kongress gegen
Zensurversuche Gestern ist es in diesem Saal anlässlich
der 2. Generaldebatte zu einem ernsthaften Eklat gekommen: Ein Vertreter der veranstaltenden
Gruppen dieses Kongresses entzog den Genossen Schubert (TREND) und Günter
Langer (TREND) auf Verlangen einer Podiumsteilnehmerin die Moderation.
Damit unterstützte er faktisch das Verlangen dieser Person nach
Ausschluss ihr unliebsamer Teilnehmer dieses Kongresses und verletzte
damit das eherne Recht auf freie Meinungsäußerung. In einer nächtlichen Notsitzung
der auf dem Kongress anwesenden Genossinnen und Genossen des Berliner
SDS des Jahres 1967, des Vertreters der CISNU, derjenigen persischen
Organisation, die den Anti-Schah-Protest in Berlin vorbereitet und
getragen hatte, dem Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen und
der Redaktion der Online-Zeitung TREND wurde gestern beschlossen: In Abwandlung des Spruchs der
russischen Anarchistin Emma Goldmann "Wenn ich hier nicht tanzen
darf, ist dies nicht meine Revolution", sagen wir: "Wenn
hier nicht alle Protagonisten des Protestes vom 2. Juni 1967
teilnehmen dürfen, die es wollen, ist das nicht unsere
Veranstaltung". Seit gestern wissen wir auch, wer mit dem
Programm-Motto "Wer hat Angst vor'm Eiermann?" gemeint war.
Es ist Jutta Ditfurth und ihre Claqueure aus einer Gruppe, die sich Ökolinx
nennt. Wir vermissen ferner die Teilnahme
des im Programmheft angekündigten Rolf Heißler. Wie informierte
ZeitgenossInnen wissen, sitzt der seit über zwanzig Jahren im Knast.
Wir finden, dass es Zeit ist, ihm von nun an die Freiheit zu geben, an
allen zukünftigen Veranstaltungen teilzunehmen. Im Programm wird ferner der durch
und durch deutsche Charakter dieser Veranstaltung deutlich. Der
internationale Aspekt blieb völlig ausgeblendet. Damals kämpften wir
gegen das despotische Schah-Regime, gegen den Krieg in Vietnam, gegen
den Faschismus in Griechenland, Spanien und Portugal, für die
Freiheit von Huey Newton und Angela Davis. Lasst uns heute wenigstens
die Freiheit von Mumia Abu-Jamal, Geronimo Pratt und Leonard Peltier
aus US-amerikanischen Gefängnissen fordern. Berlin, 1.Juni 1997 |