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Autonomes Flugblatt, am OSI der FU kursierend:

Die gefährliche Küche

Der wissenschaftliche Angestellte der Freien Universität Berlin Bernd Rabehl im Bunde mit "nationalrevolutionären" Giftmischern!

"Hegemonie ist die erfolgreiche Durchsetzung eines Projektes und Ausdruck gesellschaftlicher Kompromisse bzw. einer erfolgreichen Institutionalisierung sozialer Auseinandersetzungen." Die Ereignisse des Jahres 1989 sowie die tiefgreifende strukturelle und technische Veränderung der Ökonomie in den letzten Jahrzehnten führten zur Verschiebung der gesellschaftlichen und politischen Kräfteverhältnisse. Die Abschaffung sozialstaatlicher Standards, einschränkende Asylgesetzänderung, wachsender Nationalismus, Militarisierung und Krieg sind Meilensteine dieses Prozesses.

Die Gunst der Stunde nutzend - die Bedingungen zur Durchsetzung rechter Konzepte wirken einladend - verkünden Rechtsradikale und Rechtsextreme, ob in Stiefeln oder im Anzug, ihre Heilsrezepte und kochen ihre braune Suppe. VertreterInnen eines völkischen Staatverständnisses vermögen nicht zwischen noch Eßbarem und Scheiße zu unterscheiden. Die Kampagne der CDU/CSU zeigte anschaulich, daß deren Anzahl wächst und verdeutlicht wie groß die braune Küche ist.

Alarmierenderweise wird ebenso an anderen Stellen deutlich, daß Menschen dieses Unterscheidungsvermögen nicht (mehr) besitzen. Das jüngste Beispiel ist der Berliner Soziologieprofessor Bernd Rabehl ("Vielleicht bin ich ein Faschist?" [Kursiv O-Ton B. R.]). Auf dem "langen Marsch" nach rechts, schreibt und spricht er für die und mit der "Neuen" Rechten. Weiter unten wird näher darauf eingegangen. Zunächst soll das "neu"- rechte Ideologiegebäude kurz skizziert werden.

Verfeinerte Rezeptur mit fauligen Zutaten

Als einigen Altnazis und ihren Jüngern klar war, daß mit dem althergebrachten Vokabular und Begriffen kein Umsturz zu machen sein würde, begannen sie in den 60er Jahren in Abgrenzung zu und als Verfallsprodukt der NPD, ihre Ideologie aufzufrischen und gaben sich Anfang der 70er Jahre die Bezeichnung "Neue Rechte". Eine Strömung der "Neuen" Rechten sind die "Nationalrevolutionäre", wofür Anleihen in den 20er und 30er Jahren bei Ernst Jünger, Helmut Franke, Friedrich Hielscher oder Ernst Niekisch ("...(Den) europäisch-amerikanistischen Demokratismus in seine Schranken (weisen)....") gemacht wurden. Nach erfolgter Aufpäppelung kommt der braune Dreck in schillernder Dekoration daher. "Der Sinn unserer Aussage muß freilich der gleiche bleiben." Ziel ist die Durchdringung von Kultur, Wissenschaft und Publizistik mit ihrer Ideologie, "quer" durch alle politischen Strömungen ("Querfront-Strategie").

Dieses Konzept ist angelehnt an den Begriff der "Kulturellen Hegemonie" des italienischen Marxisten Gramsci, der durch die französische "Nouvelle Droite" in die deutsche "Neue" Rechte gelangte.

Eine linke Vergangenheit und ein intellektuelles Gewand der Nachahmer ist für die Erreichung einer Massenbasis ganz besonders dienlich. Konvertiten wie bspw. Reinhold Oberlercher, Horst Mahler oder Bernd Rabehl, als ehemalige Sozialistische Deutsche Studentenbündler, verschaffen sich und anderen Zugang zu einem Spektrum, an dessen Türen originäre Rechtsextreme vergeblich (ein zweites Mal) klopfen. Wo noch der Auftritt des radikalen Neonazis Manfred Roeder 1995 an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg zu einem Skandal wurde, führte die rechtsextremistische "Gruppe 146", deren Drahtzieher Reinhold Oberlercher war, dort ohne öffentliche Resonanz eine Veranstaltung durch.

Tonangebender Vordenker der "nationalrevolutionären Neuen Rechten" ist Henning Eichberg, von 1956 - 58 Schüler in Otto Strassers (1897 - 1974) Deutscher Sozialen Union (DSU) und der Mitglied der rechtsextremen Burschenschaft "Danubia" war oder ist.

Hervorstechend und alle rechten Spektren übergreifend, ist ein in konservativ-revolutionärer Traditionslinie stehender Nationalismus, welcher sich autoritär nach innen, aber scheinbar antiautoritär gegen die "Besatzer" nach außen richtet. Verherrlicht wird dazu eine vermeintlich "völkische" Nation, während ebenfalls der nationalsozialistische "SS-Staat" relativiert wird, um schließlich die Wiederherstellung des "Deutschen Reiches" mit diktatorischem Gesellschaftskonzept umzusetzen.

Ein herstellendes Element ist dazu die "nationale Identität", die durch ihren organische Geschlossenheit vor "Überfremdung" zu schützen sei. Das biologistisch festgelegte Volk sei durch "Blutmischung" bedroht, denn schließlich würde die deutsche Kultur geerbt, weshalb gegen kulturelle "Entfremdung" Reinhaltung propagiert wird. Der nationalsozialistische Rassismus wird so durch die Hintertür eingelassen. Gegenüber der Kategorisierung der Menschen in Rassen, wird zusätzlich von der Eigenart der Völker gefaselt.

Der "Raum", so z.B. Henning Eichberg, der "zivilisatorisch-technisch überlegenen" "europiden Großrasse" sei Europa, in dem regional (!) angesiedelt die einzelnen Völker lebten. Das größte sei das deutsche Volk auf dem Territorium des "Deutschen Reiches". Als naturgegebenes ewiges und homogenes Fundament, kennt der Begriff keine antagonistischen Interessen und beansprucht keine demokratische Willensbildung. Der selbstidentische Volkswille, die nationale (völkische) Identität, bedeuten Diktatur! Der /die Einzelne ist nichts, während die Nation bzw. das Volk absolute Priorität beanspruchen. Nation / Volk sind "das eigentliche neurechte Über-Ich, das Subjekt, das den Menschen zum Menschen mache und als "Individualität" behandelt werden müsse.

Ein weiterer Kopf der "Neuen" Rechten Wolfgang Strauss prägte den für die heutigen "Nationalrevolutionäre" gültigen Begriff des "Befreiungsnationalismus", dessen Hauptstoßrichtung das europäische "Ethnopluralismus"-Konzept ist. Die konstruierte Völkeridee im biologistischen Sinne dient zur Rechtfertigung von Befreiungskämpfen. "Volkskörper" mit ihrer jeweiligen Identität seien bedroht durch jedwedige weltgesellschaftlichen Entwürfe. Die angeblich erblichen Volkszugehörigkeiten gründeten sich nicht über demokratische Grund- und Menschenrechte. Infolge "Durchmischung und Durchrassung" (Stoiber ‘88) angeblich "völkischen Erbgüter", die nicht gleichwertig seien, ergäben sich "Überfremdung" und "Entfremdung", "denn real existieren ... Gemeinsamkeiten nirgendwo auf der Welt".

Schon 1927 formulierte der Nazi Otto Strasser "Deutschland ist nicht frei, es ist eine Kolonie des Feindbundes." Diese Äußerung wirft ein Licht auf den Freiheitsbegriff der Rechten. Die auf die Nation projizierte Identität kann Antiautoritarismus und Emanzipation nur als "nationale Befreiung" verstehen. Der 17. Juni 1953 wird von den "Neuen" Rechten als "revolutionärer Kampftag des deutschen Volkes" gefeiert. Ebenso gelten Pogrome als Taten der Befreiung, nachdem Menschen infolge von Ausgrenzung zu "Fremden" wurden und sie diffamiert werden, weil sie als Bedrohung und Eroberer von Stadtteilen ("Landnahme Berlin-Kreuzbergs") aufgebaut werden.

Der Koch und sein demütiger Küchengehilfe

Bernd Rabehl und Jochen Staadt veranstalteten im Wintersemester ‘98/’99 am Otto-Suhr-Institut u. a. das Seminar "Krise und Existenz. Rechter und linker Dezisionsimus im Nachkriegsdeutschland". In diesem Seminar wurden rechtsextremistische Inhalte unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Unvoreingenommenheit an der FU etabliert. Dafür eignen sich die diktatorischen Überlegungen Carl Schmitts bestens. Dem sogenannten "linken Dezisionismus" kam im Seminar die Funktion zu eine wissenschaftliche Ausgewogenheit vorzugeben.

Horst Mahler, der den "Straftatbestand Leugnung des Holocaust" als "unerträglich" empfindet, tritt für die (völkisch-)"nationale Sammlungsbewegung" "Unser Land" ein und hat sich vor dem Semester um eine Mitwirkung an dem Seminar bemüht, wobei er von Jochen Staadt rege unterstützt wurde. Dies wurde jedoch vom Fachbereichsrat abgelehnt. Kurz vor Weihnachten wurde er von Rabehl und Staadt (zum zweiten Mal) in ein OSI-Seminar eingeladen und sollte vor Semesterende abermals im Seminar erscheinen. Während Stiefelnazis ganze Landstriche "arisieren" und der Neonazi Manfred Roeder, einer der ersten deutschen Auschwitz-Leugner, Bundeswehrführungskräfte indoktriniert, wird auch die Freie Universität Berlin als Propagandafeld zugänglich. Die faschistische Neuordnung des Politischen gelingt nicht ohne Stärkung des Antisemitismus und dieser nicht ohne Leugnung und Relativierung des Holocaust. Rabehl macht dabei übrigens keine Ausnahme. Gleichfalls kommen menschenverachtende Haltungen nicht ohne Bildungselite voran.

Was hat uns Bernd Rabehl bereitet?

Im Dezember ‘98 traten Bernd Rabehl und Horst Mahler gemeinsam als Redner vor der rechtsextremistischen Burschenschaft Danubia in München auf. Anschließend überarbeitet Rabehl seine dort gehaltene Rede, faxt sie u.a. an Horst Mahler, der sie schließlich passenderweise an die rechtsextreme Wochenzeitung "Junge Freiheit" weiterleitet. Außerdem verbreitet Rabehl seine Rede unter seinen StudentInnen. Die "Erklärung" von Oberlercher, Maschke und Mahler wird dort ebenfalls gehandelt.

In seiner Rede steigert sich Rabehl unumwunden in rechtsextreme Demagogie. Er bedient sich stereotyper Vorurteile und bekennt sich offen zum "völkischen Nationalismus". Carl Schmitts Gedanken finden sich "in verkürzter Form" in der Rede wieder. Das revidierende Geschichtsverständnis der Rechten wird durch Bernd Rabehl u.a. auf die Zeit der APO ausgedehnt. Auch formt er den "17. Juni von 1953" zum nationalrevolutionären Ereignis. Diese Versuche der Revision linker Geschichte haben Ehemalige ("Nationalisten waren wir nie!!") scharf zurückgewiesen. Dennoch wurde ab 1968 die "nationale" Wendung und die "nationalrevolutionären" Schlagworte und Ideologiegehalte in die Linke getragen. Dies geschah über die "Zeitung für eine neue Linke; der lange Marsch" zu deren Mitgliegern und Autoren zählten bspw. Bernd Rabehl, Siegward Lönnendonker und Tilman Fichter.

Zusätzlich zu dem Ansatz die gesamte ‘68er Bewegung ins Nationlrevolutionäre umzulügen, beginnt B. Rabehl seine Rede gleich mit weiteren Verfälschungen. "Blick nach rechts", von ihm als "linksradikal" bezeichnet, berichtet am 4.11.’98 von der Absicht Rabehls vor Rechten den Vortrag "Die Nationalrevolutionäre von 1968" halten zu wollen. Der erste geplante Ort war zwar Prag, was Rabehl als angekündigter Referent wußte, aber im Artikel ist ausschließlich nur von der "Sababurg" die Rede. Nachdem die Veranstaltung ausfiel, weshalb "dieser ‘Rabehl’ ... nicht in Prag (war)", konnte das Thema bei der Danubia seinen Platz finden.

Gleich im zweiten Absatz entfaltet der Redner die "neu-" rechte Ideologie. Querfrontstrategiemäßig wüßte heute keiner mehr eindeutig, was linke und rechte Positionen beinhalten. Wie gut diese Unterscheidungsmerkmale bei ihm aber immer noch funktionieren, zeigt sich daran, daß im Folgenden völkischer Rassismus dazu verwand wird, alles was irgendwie liberal oder links ist, anzufeinden.

"Stadtteile, Straßenzüge, dörfliche Gebiete werden herausgebrochen aus dem geographischen und politischen Zusammenhang und neu definiert." Diese "‘Besetzung’" (Rabehl) und "Landnahme" (Mahler) werde tabuisiert. "Denk- und Diskussionsverbote" verhinderten, daß die drohende Gefahr, die von den "nur ‘beruhigten’ Kriegsgebieten" ausgehe, abgewendet werden könne. Die Terminologie der "Notwende", seit hundert Jahren das Stichwort der (prä-) faschistischen Ideologie, tritt hier hervor. Würden hier nicht bald republikanische Werte über Bord geworfen, dann "würden Extrempositionen irgendwann wie ein Rettungsanker wirken". Ebenso äußert sich Mahler: "Die politische Klasse spielt mit dem Feuer! So friedlich und lammfromm sind wir nämlich nicht."

Importierte "Volksgruppen" vollzögen angeblich "Staatsgründungen" in der Bundesrepublik, was die Gesellschaft spalte und "politische Überfremdung" bedeute. Dieses Konstrukt einer drohenden biologisch-organischen Katastrophe soll die Akzeptanz für Ausnahmezustand und "Diktatur" vorantreiben. MigrantInnen seien "hochorganisiert" in "Gruppen" und "Verbänden". So wird Migration zur "grundlegenden Zerstörung von Volk und Kultur", zur Fremdherrschaft über die deutsche Abstammungsnation, wovon es sich zu "befreien" gelte. AusländerInnen werden so zu "Besatzern". Das ist Rabehls Absicht, wenn er von einer "nationalrevolutionären Rückbesinnung" träumt: Ausländer raus!

Horst Mahler wollte vor kurzem öffentlich darüber nachdenken, ob die "‘Multikulturelle Gesellschaft’ die zweite Vertreibung" sei. Da stimmt ihm Rabehl zu, wenn er schreibt, daß "Deutschland heute ein ‘offener Raum’ (ist)". "Entfremdet" und "überfremdet", sowie durch die "‘psychologische Aktion’" der "Besatzungsmächte" der antirepublikanischen "Tradition" beraubt, "(besitzt) ein Volk keinerlei Kraft mehr, eigene Interessen zu formulieren." Das Volk sei nicht in der Verfassung eine "Entscheidung zum Kurswechsel", gegen diesen demokratischen "Wahlklamauk", durchzuführen.

Die rechtsextreme Intelligenz aber strebt das an! Ihr Interesse ist es, das Bewußtsein der Menschen hin auf eine Unterwerfung unter die Nation umzupolen. Nur das Gegenmittel Nationalmythos, so wollen sie uns glauben machen, rettet aus der von ihnen postulierten Katastrophe. Das national homogenisierte "Individuum" mit dem Namen "Volksgemeinschaft" wird von National-Tribunen beherrrschbar.

Die BürgerInnen aber sind schon zu stark demokratisiert und für derartige tückische Herrschaftsmittel nicht mehr empfänglich, denn "so wie es keine Klassen- und Arbeiterkultur mehr gibt, so existiert in Deutschland kaum noch eine nationale Identität. Schon aus diesen Gründen scheiterte jede politische Konzeption, die sich auf die nationale Frage berief." Dennoch wurde von den Braun-Schwarzen verhindert, daß die Staatsbürgerrechte endlich auf alle BewohnerInnen ausgedehnt werden und nicht mehr wie bisher durch die "Blutszugehörigkeit" festgelegt werden. "Wenn die Auflösung der nationalen Identität (nicht) bereits so weit fortgeschritten" wäre, dann würde das Bewußtsein, dem deutschen Volk anzugehören und sich ihm unterzuordnen, die Beziehung zum Staat bestimmen. Wenn alle auf dieses deutsche Bewußtsein eingeschworen wären, erübrige sich demokratische Kompromißbildung, Vermittlung und Ausgleich. Keine Diskurse und Diskussionen mehr. Dann werden wieder von einem oder wenigen "deutsche" Entschiedungen getroffen!

Gerade solche völkischnationalen Fanatiker und Verfechter derartiger Unterwerfung wettern gegen "Denkverbote", welches nichts als Blendwerk ist. Denn wem erscheint es folgerichtig, daß sich verbreitet, was letztendlich zur Barbarei (ge-) führt (hat)? Nur Neonationalsozialisten wie Horst Mahler können der Barbarei "auch etwas ganz Fröhliches" abgewinnen.

Mit völkisch-rassistischem Nationalverständnis dürfte die "deutsch deutsche Spaltung und die Besinnung auf die nationale Integrität" bei Rabehl und allen anderen Rechten nicht bei 1989 enden. Wann wird z.B. von Rabehl die Ostgrenze nationalrevolutionär in Frage gestellt und enttabuisiert werden?

Arbeitet also ein "Faschist" im Forschungsverbund SED-Staat? Wäre das verwunderlich bei einem Verbund, der mit Rainer Zitelmann gemeinsam ein Buch publiziert, einem Unterstützer eines den Holocaust leugnenden "Gutachtens" und über den Bernd Rabehl selbst 1995 in der taz urteilte, daß er "einer der Wortführer der Neuen Rechten" sei?

Ja, hier "lehrt" und arbeitet ein Faschist!

Spuckt den rassistischen Demagogen und Hetzern überall und in deren Veranstaltungen ins "Essen"!

Keine "Lehr"veranstaltungen, Gelder oder andere Zuwendungen mehr für Streiter solcher "Freiheit"!!

Kein Entgegenkommen! Es könnte der letzte aller Kompromisse sein!

Reale Probleme werden nicht umdefiniert in solche der "nationalen Identität"!!!