|
|||||
SDS-Website |
|||||
Waren die PLO, PFLP, FPDLP, El Fatah und Matzpen unterschiedlich in ihren Zielen gegenüber Israel als z.B. Hamas? 1. Programme 1968/1970 PLO Anlässlich des ersten
arabischen Gipfeltreffens im Jahre 1964 wurde die Gründung der
PLO beschlossen und Ahmet Shukeiri zum
Vorsitzenden bestimmt. Shukeiri versprach, "die Juden ins
Meer zu schmeißen". (Lorand Gaspar, Histoire de la
Palestine, Maspero, Paris 1968, S. 13). Die PLO Charter beinhaltet im
Gegensatz zu den Mitgliederorganisationen keine sozialistische
Rhetorik. Sie verdammt nur "den Imperialismus" ganz allgemein, ohne
näher zu erläutern, was das sein soll. Schon gar nicht wird er definiert
als "höchstes Stadium des Kapitalismus" (Lenin), wie es viele Linke
damals gesehen haben:
...the liberation of Palestine will destroy the Zionist
and imperialist presence...
Israel
is the instrument of the Zionist movement, and geographical base for
world imperialism placed strategically in the midst of the Arab homeland
to combat the hopes of the Arab nation for liberation, unity, and
progress.
Die PFLP unter George Habasch verstand sich dagegen als revolutionäre Organisation, die einen "Befreiungskrieg" führen wollte. Die "palästinensische Befreiungsbewegung" sei "keine rassistische Bewegung mit aggressiven Absichten gegen die Juden. Sie ist nicht gegen die Juden gerichtet. Ihr Ziel ist es, den Staat Israel als eine militärische, politische und ökonomische Einrichtung zu zerstören, die sich auf Aggression, Expansion und organische Verbindung mit imperialistischen Interessen in unserem Heimatland stützt. Sie ist gegen den Zionismus gerichtet als eine aggressive, rassistische Bewegung verbunden mit dem Imperialismus, die ebenso die Juden ausbeutet, als ein Sprungbrett für die Förderung ihrer Interessen und der Interessen der Imperialisten in diesem Teil der Welt, der reiche Bodenschätze besitzt und den Brückenkopf in die Länder Afrikas und Asiens sichert. Das Ziel der palästinensischen Befreiungsbewegung ist, einen demokratischen Nationalstaat in Palästina zu errichten, in dem beide, Araber und Juden, als Bürger mit gleichen Rechten und Pflichten leben werden, und der ein wichtiger Teil des progressiven, arabischen Nationalismus sein wird und mit allen fortschrittlichen Kräften in der Welt friedvoll leben wird...." Einen Bundesstaat, wie ihn Najef Hawatmeh in die Diskussion eingeführt haben soll, lehnt die PFLP explizit ab. Die PFLP grenzt sich von bürgerlicher, "liberaler Demokratie" ab und propagiert stattdessen eine Art "Volksdemokratie", eine "Demokratie der arbeitenden und proletarischen Klassen" und sie vergleicht den Zionismus mit dem Nazitum: "Die europäische Bourgeoisie brachte den Nationalsozialismus hervor und die europäisch-jüdische Bourgeoisie brachte in einer ähnlichen Weise den Zionismus hervor"..."Die PFLP sieht vor sich einen Staat der vereinten und sozialistischen, proletarischen arabischen Massen, einen Staat, den der fortschrittliche, arabische, nationale Befreiungskampf aufbaut... Die Erreichung der Befreiung Palästinas ist verbunden mit der Fortführung zu einem weitaus fortgeschrittenem Stadium als das momentane. Die Kräfte der Befreiung, die organisierten proletarischen Massen sind bewaffnet mit dem Marxismus-Leninismus..." In dem zu errichtenden "Arbeiterstaat" wird eine "Demokratie der Arbeiterklasse erreicht, in der alle Formen der ökonomischen und sozialen Ausbeutung, genauso wie nationaler Rassismus, Religion oder Unterdrückung verschwinden. In solch einer Gesellschaft sind alle Menschen gleich... Juden werden Teil der Bevölkerung dieses Staates sein..." "Die palästinensisch-arabische Befreiungsbewegung ist keine aggressive, radikale Bewegung, noch ist sie feindlich gegenüber den Juden als solche, oder wollte etwa versuchen, sie ins Meer zu werfen. Im Gegenteil..." (Palästina - für eine demokratische Lösung, Informationsabteilung der PFLP, Beirut 1970).
FPDLP Die FPDLP unter Nayef Hawatmeh gründete sich 1969 als Abspaltung von der FPLP des George Habasch. Sie behauptete, sich am Kommunistischen Manifest orientieren und vom Klasseninteresse des Proletariats ausgehen zu wollen. Sie lehnte jede "friedliche" Lösung, damals vor allem den Rogers-Plan ab. Sie wolle sich "von der revolutionären Theorie des Marxismus-Leninismus leiten lassen..." (Zur Geschichte der palästinensischen Widerstandsbewegung, in Al Djabha Nr. 6/7, S. 22, Heidelberg 1970). Hawatmeh
meinte, nur eine "proletarische Partei" könne "ein Programm durchführen,
das die unterdrückten Klassen mobilisiert..." Ziel ist "der
Sieg der nationalen Revolution gegen die Konterrevolution"
(Rede Nayef Hawatmehs "Zur palästinensischen
Widerstandsbewegung", in Al Djabha Nr. 8, S. 33ff., Heidelberg 1970). In
dem Resolutionsvorschlag der FPDLP zur VI.
palästinensischen Nationalversammlung im September 1969 in
Kairo "Für eine demokratische Lösung der Palästinafrage" wird einerseits
gefordert, dass alle Lösungen abgelehnt werden, "die auf der Anerkennung
des Staates Israel als vollendeter Tatsache beruhen", andererseits dürfe
das Ziel nicht sein, "die Juden abzuschlachten und ins Meer zu treiben".
Als Endziel wird die "Schaffung eines volksdemokratischen Staates in
Palästina" genannt, "in dem Juden und Araber ohne nationale
Klassenunterdrückung zusammen leben werden." Dazu bedürfe es der "Beseitigung
der zionistischen Struktur (Verwaltung, Polizei und
Armee), Auflösung aller chauvinistischen politischen und
Gewerkschaftsorganisationen"... "Diese Lösung kann nur
durch den bewaffneten Volkskrieg gegen Zionismus,
Imperialismus und Reaktion und alle entsprechenden
Lösungen erreicht werden".
(in Al Djabha Nr. 8, S. 32).
Die El Fatah des Jassir Arafat bediente sich seinerzeit ebenfalls einer linksradikalen Diktion. Deren Politkommissar Abu Ibrahim sah sich auf dem "Weg zum Volkskrieg", dessen Ziel es sei, "den zionistischen Staat zu zerstören" und in dem neu zu schaffenden Staat zusammen "mit allen Juden leben zu wollen" (in Palästinensische Revolution, Resistentia Schriften Nr. 8, FfM 1969, S. 9). Abu Iyad, Mitglied des ZK der Al Fateh führt "Zur Judenfrage" aus, dass das für diejenigen Juden gelte, die "sich vom Zionismus befreit haben, also für jeden, der überzeugt ist, dass der Zionismus im Widerspruch zu Fortschritt und Demokratisierung steht" (ebenda, S. 20). Hier besteht also ein gewisser Unterschied zwischen FPDLP und El Fatah, wie auch in der Methode, denn die El Fatah beruft sich zwar auf Lenin, sieht aber aufgrund mangelnder Klassenkämpfe nur die Möglichkeit einer "nationalen Phase" der Revolution, also die Zusammenfassung aller Klassen zum "nationalen Befreiungskampf" (Zur Frage der arabischen Linken, a.a.O., S. 3). Matzpen In Israel selbst gab es eine linke Gruppe, die dieser Art von Rhetorik nahe kam, die Matzpen (Israelische Sozialistische Organisation, dem Trotzkismus nahestehend). Bei ihr hört sich das dann so an: "Die zionistischen Grundsätze Israels werden aufgegeben... Der Staat der Juden wird so zum Staat Israel, d.h. zum politischen Ausdruck seiner Einwohner unabhängig von Rasse, Nationalität oder Religion. Die Palästina-Flüchtlinge werden das Recht auf Repatriierung erhalten". Als Endziel wird eine "Union der Staaten des Nahen Ostens" inklusive Israels gefordert (Das andere Israel - Zum Palästinaproblem. Dokumente der Matzpen, in Al Djabha, Nr. 8, S. 15). 2. Kontrast: HAMAS heute Die Islamic Resistance Movement (HAMAS) befleißigt sich nicht mehr einer linksradikalen Rhetorik, sondern einer islamischen. In ihrem Covenant von 1988 wird als Ziel ein islamischer Staat gefordert, in dem die Sharia zu gelten habe. Nationalismus sei Teil des religiösen Glaubens. Wie ihre säkularen Vorläufer verwerfen sie jede friedliche Lösung. Statt Volkskrieg tritt als Mittel zum Ziel jetzt der Dschihad. Israel wird zerstört, aber Christen und Juden können in Frieden und Ruhe mit Muslimen koexistieren, wenn sie die Herrschaft des Islam anerkennen (http://www.yale.edu/lawweb/avalon/mideast/hamas.htm ). 3. Kommentar: Während Matzpen und FPDLP 1970 einen säkularen Staat wollten, in dem alle Bürger gleiche Rechte genießen sollen, schränkte El Fatah ein, dies gelte nur für Nichtzionisten und Hamas geht noch einen Schritt weiter und lässt dies nur für die drei Buchreligionen gelten, die den Islam und die Sharia als geltendes Prinzip anerkennen. El Fatah und Hamas plädierten bzw. plädieren also unausgesprochen dafür, alle diejenigen, die sich ihnen nicht unterwerfen, ins Meer zu schmeißen. Matzpen wurde zumindest in Berliner SDS-Kreisen als eine Art Schwesterorganisation angesehen und genoß von daher ein hohes Ansehen. Wenn also die Programmatik der FPDLP sich von der der Matzpen nicht grundsätzlich unterschied, konnte demnach angenommen werden, dass ein Kompromiss auf dieser Basis zwischen Israelis und palästinensischen Arabern möglich wäre. Allerdings hätten wir hellhöriger sein müssen bei der Forderung nach Auflösung der (zionistischen) Gewerkschaften und anderer Strukturen. Für die eigene Volksgruppe wurde dagegen der "Sieg der nationalen Revolution" gefordert. Das ist nicht nur Heuchelei, sondern eine knallharte Aussage, die sich von denen der anderen arabischen und islamischen Gruppen nicht unterscheidet. Das Bekenntnis zum friedlichen Zusammenleben mit Juden und anderen Ethnien bzw. religiösen Minderheiten entlarvt sich dabei als reines Lippenbekenntnis. Die sozialistisch angehauchte Rhetorik der Arafat und Co. hat offenbar dazu geführt, dass viele von uns die wichtigen Details, das Kleingedruckte, nicht richtig wahrgenommen haben. In einer Zeit, in der unser Hauptaugenmerk auf Vietnam gerichtet war und den Kampf gegen den verbrecherischen Krieg der USA, war uns ein Verbündeter der USA gleich mit suspekt. Wäre allerdings der Kalte Krieg anders verlaufen, hätte sich die Sowjetunion eventuell nicht von ihrer ursprünglichen Unterstützung Israels abbringen lassen. So suchte sie sich Verbündete im arabischen Lager und fand diese ausgerechnet bei dem ägyptischen Nazi-Verehrer Gamal abdel Nasser und ähnlicher Potentaten, die ihre einheimischen Kommunisten umbrachten oder wenigstens ins Gefängnis steckten. Viele von uns waren Gefangene der von Lenin überkommenden verqueren Imperialismustheorie und vom eigenen manichäischen Denken. Es galt den Hauptfeind USA und deren Freunde zu bekämpfen. Die Berliner Kommunarden Dieter Kunzelmann, Georg von Rauch und Ina Siepmann glaubten gar, der Palästinakonflikt würde eine ähnliche Funktion erfüllen wie der Kampf der Vietnamesen um Unabhängigkeit und Sozialismus. Sie schlossen sich praktisch den Zielen der Fatah an, deren Ausbildungscamps sie 1969 besuchten. (Sie schienen sich auch nicht daran zu stören, dass etwa zur selben Zeit deutsche Neonazis wie die Wehrsportgruppe Hoffmann mit gleichen Ehren von der El Fatah empfangen wurden.) Ina Siepmann bezahlte ihr romantisch-fehlgeleitetes Engagement im Flüchtlingslager Schatila, wo sie als medizinische Assistentin wirkte, letztendlich mit ihrem Leben, als Elias Hobeikas arabisch-christlische Phalangisten Rache nahmen für die Übergriffe der palästinensischen Moslems auf ihre Siedlungen. Kunzelmann verstieg sich sogar dazu, Israel "die faschistische Ideologie ‚Zionismus‘" zuzuschreiben. (Brief aus Amman, in Agit 883, 27. Nov. 1969). Die feinen Unterschiede sind leider häufig unter die Räder gekommen. Je länger der Konflikt andauert, desto deutlicher wird aber nun die Regression der arabisch-palästinensischen Gruppen. Von Sozialismus oder individueller Emanzipation ist schon lange keine Rede mehr. Stattdessen berufen sie sich mehr und mehr auf den Islam. Dabei nähern sie sich ihrer eigenen, irregeleiteten und verlustreichen Geschichte. Es ist ja kein Zufall, dass der Neffe des Ex-Großmuftis von Jerusalem, Jassir Arafat (Ex-Chef von El Fatah und PLO), sich öffentlich und mit großem Stolz zu seinem Onkel bekannt hat, der zwischen den Weltkriegen Judenpogrome angezettelt und für die Nazis SS-Batallione aufgestellt, sowie am Holocaust regen Anteil hatte. Hajj Amin el Husseini arbeitete eng mit den in den zwanziger Jahren von Hassan al Banna gegründeten Muslimbrüdern, also der Mutterorganisation der heutigen Hamas, zusammen und er war glühender arabischer Nationalist. Er vereinte noch die beiden Strömungen, die sich jetzt auf der Westbank und in Gaza in Rivalität gegenüberstehen. Allerdings muss festgehalten werden, dass die heutige Linke nicht viel besser aufgestellt ist. Viele linke Gruppen sehen in der Hamas, der Hisbollah, der PLO etc. Bündnispartner. Nach wie vor gelten ihnen die USA, Europa, Israel als Feinde Nr. Eins. Als ein prominentes Beispiel dafür mag hier Jürgen Elsässer dienen. Er faselt vom neuen Faschismus, so, als ob er von der RAF abgeschrieben hätte: Der
neue Faschismus.
Elsässer ist Teilhaber am
Homilius-Verlag, wo er seine eigenen Schriften
herausgibt, und wo hauptsächlich antiisraelische und
pro-arabisch-islamische Texte verlegt werden. So unter anderem demnächst
zwei Bücher unseres umtriebigen Berliner PLO-Vertrauten Said
Dudin (Stefan Aust
schreibt im
Baader-Meinhof-Komplex, dass
Dudin die erste Generation
der RAF nach Jordanien
verbracht habe) über die
Zusammenarbeit der zionistischer Organisationen mit den Nazis (.Kaiser,
Konsuln und Kolonisten: Die Moral von der Geschichte 1: Von der
Orientalischen Krise bis Weimar , und:
Bankiers, Nazis, Zionisten - Geheime Reichssache: Die Moral von der
Geschichte 2: 1933-8. Mai 1945), eine Arbeit, die Dudin
schon vor längerer Zeit für den jetzigen Chef der PLO-Verwaltung in der
Westbank,
Mahmoud Abbas
(aka Abu Masen),
als Grundlage für dessen Dissertation (The Other Side:
The Secret Relationship Between Nazism and Zionism, Moskau 1982,
Lumumba-Universität. Im gleichnamigen Buch
leugnet er den Holocaust.) erstellt hat. Günter Langer (April 2010) Militant Palestinian & Islamic Organizations (described by eretz yisroel)
|