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p r e s s e d i e n s t der Grünen Jugend Berlin
Nr.
02/01 vom 18.01.2001
Offener Brief von Rudi-Marek Dutschke
Grüne Jugend
Berlin protestiert gegen die Hetze der CDU/CSU
Angesichts der anhaltenden Debatte über Außenminister
Joschka Fischer und seine Tätigkeiten während der APO-Zeit erklärt
Rudi-Marek Dutschke von der Grünen Jugend Berlin:
„Am Mittwoch, den 17.1.01 ist die Generation der 68er
in der Aktuellen Stunde des Bundestages von der CDU/CSU auf die
Anklagebank gesetzt worden. Es ging um die erfolgreiche
Kulturrevolution der 68er. Die Debatte über die Vergangenheit hat die
CDU/CSU nur aufgenommen für den politischen Zweck, Herrn Fischer
politisch zu vernichten. Diese heuchlerische Haltung kann die Grüne
Jugend nicht hinnehmen. Es schmerzt mich persönlich am allermeisten,
daß mein Vater an dieser Debatte nicht mehr teilnehmen kann, da er
die 68er Bewegung verkörpert hat wie kein anderer.
Die Frage der Gewalt
ist 1968 nicht geklärt worden. Ist es gerechtfertigt ein Schiff, auf
dem wo niemand anwesend ist, zu versenken, weil es Rüstung für
amerikanische Soldaten in Vietnam bringen soll? Die Frage bringt mich
zu dem wichtigsten Teil dieser Debatte. Wenn man mit aller Überzeugung
glaubt, daß der Staat gegen Menschenrechte, Freiheit oder
Gleichberechtigung handelt, hat man dann eine Rechtfertigung außerhalb
des erlaubten Rahmens zu agieren? Die Studenten sind 1966 auf den
Kudamm gegangen und haben den Verkehr lahmgelegt, weil an den
Hochschulen noch immer Nazis das Sagen hatten. Der Staat und die
Gesellschaft tolerierten diesen Zustand. Dadurch ist eine Revolte ins
Rollen gekommen, die unsere Gesellschaft verändert hat. Sie hat uns
alle davon befreit, als brave Biedermannbeamten aufzuwachsen und die
Handlungen der Politik niemals in Frage zu stellen.
Die CDU/CSU möchte,
daß wir diese Geschichte vergessen oder verabscheuen. Sie möchte, daß
kritisch denkende Jugend, die mit ihren Aktionen Gesicht zeigt, nicht
mehr existiert. Die Bewegung, für die mein Vater gelebt hat und wofür
er gestorben ist, darf nicht auf diese Weise angegriffen werden.“
Zum
Interview in der Berliner Zeitung
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