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US-BÜRGER UND BÜRGERINNEN FORDERN EINEN "CHANGE"
BEI DER OBAMA- VERANSTALTUNG AN DER BERLINER SIEGESSÄULE
Die Obama-Kampagne soll die Meinungsfreiheit in Deutschland nicht
einschränken, sagen sie.
Berlin, 23. Juli 2008. Wie viele deutsche Bürger und Bürgerinnen, sind
auch in Deutschland lebende US-Bürger und Bürgerinnen etwas verblüfft,
dass die Kampagne des Präsidentschaftskandidaten Barack Obama
das Mitbringen von Plakaten und Transparenten zu seiner Kundgebung an
der Siegessäule am 24. Juli in Berlin untersagt hat. (Siehe
http://my.barackobama.com/page/content/berlin_event/)
Laut Herrn Malchin, Einsatzreferent der
Senats-Innenverwaltung, und Herrn Maass der Berliner
Polizei (Verkehrslenkung Berlin) hat die Berliner Firma Media Pool im
Auftrag der Obama-Kampagne in Chicago eine Sondernutzungserlaubnis um
die Siegessäule, vom sowjetischen Ehrenmal bis zum S-Bahn Tiergarten,
beantragt. In diesem Bereich hat die Obama-Kampagne Gestaltungsfreiheit
"wie für ein Gartenfest“, sagte Herr Malchin gestern. Unerwünschte Gäste
werden durch die Polizei entfernt und eventuell wegen Hausfriedensbruch
angeklagt.
Bei seinem "Gartenfest" wird Senator Obama, der gerade
die US- Streitkräfte in Afghanistan und Irak besucht hat, für mehr
Bundeswehrtruppen in Afghanistan werben. Die Einsätze der deutschen
Truppen sollen auf die schwersten Kampfgebiete in Afghanistan
ausgeweitet werden.
Ein wesentlicher Grund für Senator Obamas Sieg in den Vorwahlkämpfen der
Demokratischen Partei war seine Opposition gegen die US- Intervention in
Irak: dies entspricht der Antikriegsgesinnung der Mehrheit der
US-Bevölkerung.
Nun erklärt der Senator von Chicago, dass er den Krieg in Afghanistan
beträchtlich erweitern möchte. In den letzten Monaten sind mehr US-
Soldaten in Afghanistan als im Irak gefallen. Der
Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei wird von Kritikern in
den USA bereits als "Feldherr Obama" bezeichnet. (Siehe
http://
http://www.informationclearinghouse.info/article20233.htm) Viele US-
Kriegsgegner werden im November dennoch für Obama stimmen, weil für sie
Senator McCain keine Alternative ist.
Gestern hat ein Vertreter von Media Pool (die Firma hat auch das Fest
zur Eröffnung der US-Botschaft in Berlin gemanagt) der in Berlin
lebenden US-Bürgerin Elsa Rassbach mitgeteilt, dass nur
die Obama- Kampagne in Chicago bestimmen kann, ob zum Beispiel etwa in
der Strasse des 17. Juni Transparente und Plakate getragen werden
könnten. Um eine Klärung zu bekommen, hat Frau Rassbach
gestern folgenden Brief an die Obama-Kampagne in Chicago per Email
geschickt. Bis jetzt gibt es noch keine Antwort auf den Brief.
Change?
Offener Brief der US-Bürgerin Elsa Rassbach an den
demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama anlässlich seiner
Rede an der Siegessäule in Berlin.
Lieber Senator Obama,
Als Bürgerin der USA (Denver/New York), die teilweise in Berlin lebt,
bin ich u.a. auch in der Organisation „Democrats Abroad“ (Demokraten im
Ausland) aktiv und engagierte mich 2004 in der
Wählerregistrierungskampagne in Berlin.
Ich sympathisiere mit Ihrer Kampagne und deswegen möchte ich Sie darauf
aufmerksam machen, welches Signal von Ihrem Auftritt an der Siegessäule
in Berlin ausgehen könnte: Sie planen eine „freie und öffentliche“
Kundgebung, aber auf Ihrer Internetseite lese ich, dass „Plakate und
Transparente verboten sind“. Das verursacht großen Unmut und Wut unter
vielen US-amerikanischen und deutschen Freunden, denn es ist ein
Anschlag auf die Meinungsfreiheit in Deutschland. Schließlich sind 70%
der deutschen Bevölkerung gegen eine Beteiligung am Afghanistan Krieg.
Nach eigenen Aussagen haben nicht die deutschen Behörden, sondern Ihre
Kampagnenleitung das Mitbringen von Plakaten und Transparenten verboten
und alle, die gegen das von Ihnen erlassene Verbot verstoßen, sollen
verhaftet werden.
Auf Ihrer Internetseite sollten Sie doch wenigsten präzise angeben, für
welchen Bereich in Berlin Ihr Verbot von Plakaten und Transparenten
gelten soll. Wollen Sie wirklich den Deutschen die Botschaft
übermitteln: Barack Obamas Präsidentschaft bedeutet eine „Pax Americana“,
in der Dissens verboten ist? Das kann den Fehler nur noch größer machen,
den Sie bereits mit der Wahl des Kundgebungsortes begangen haben: die
Siegessäule in Berlin, ein Symbol des Militarismus und der Eroberung,
das auch von den Nazis genutzt wurde.
Ich würde mich über eine Antwort freuen.
Elsa Rassbach
Originalbrief von Frau Rassbach auf Englisch:
Dear Senator Obama,
I am a U.S. citizen (Denver /New York). I reside often in Berlin,
Germany, and have been active in Democrats Abroad. I worked hard on the
voter registration campaign in Berlin in 2004.
As a friend of your campaign, I want to alert you to a message problem
here in Germany. Your speech on July 24th is supposedly “free and open
to the public,” but your Website states: "No signs or banners permitted.”
Many U.S. and German friends are outraged because this undercuts civil
liberties in Germany, where 70% disagree with participation in the war
in Afghanistan. The German authorities say that they have not issued the
prohibition against signs and banners: your campaign has issued the
prohibition, but people will be arrested for disturbing the peace if
they bring signs.
At the least, you must state in your Website the precise area in Berlin
in which signs and banners will not be permitted. Otherwise, you will
send a message to Germans: that your presidency is about “pax Americana,”
with no dissent allowed. This will further exacerbate the cultural error
of choosing a site for your speech associated with militarism, conquest,
and Hitler. I would appreciate a reply.
Elsa Rassbach
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