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PG Hübsch hat den Löffel abgegeben...
Erinnerungen an einen ehemaligen (Hasch-)Rebellen:
PG Hübsch

PG (englisch ausgesprochen wie: Pieh Dschieh), so ließ er sich einst nennen, ein 68er Konvertit zum konservativen, aus Pakistan stammenden häretischen Ahmadiyya Islam ist tot. Er war nicht krank. Eigentlich nur leicht angeschlagen aufgrund einer leichten Erkältung. Er war noch am selben Morgen wach und hat sein Morgengebet mit der Familie verrichtet und sich anschließend noch einmal hingelegt. Gegen 10-11 Uhr ist er vermutlich im Schlaf eines natürlichen Todes gestorben. Die Ärzte sagen, ein Sekundentod. Er wirkte sehr friedlich. Hübsch hinterlässt seine aus Indien stammende Frau, acht Kinder im Erwachsenenalter und zehn Enkelkinder.Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen“ beerdigte ihn seine Familie am 8.1.11 „mit der Bitte um Gebete“, „Friede sei mit Ihnen, Assalaamu Aleikum“.

PG hatte 68 den Heidi-Loves-You-Shop in Frankfurt gegründet, eine Art Head-Shop jener Zeit. Im selben Jahr fand in Frankfurt eine SDS-Bundesdelegiertenversammlung statt. Während der laufenden Diskussionen um die korrekte sozialistische Hochschulpolitik intervenierte Hübsch, um sich darüber zu beschweren, dass das Café Laumer in der Nähe seines Shops, in der Bockenheimer Landstraße 67, ihn angeblich wegen seiner langen Haare nicht mehr bedienen wolle. Er beschrieb den Vorfall als einen politischen Angriff gegen die antiautoritäre Bewegung und verlangte, dass die versammelten SDS-GenossInnen etwas dagegen unternehmen müssten.

Tatsächlich folgten viele Delegierte diesem Ansinnen und veranstalteten ein Go-In ins Café Laumer. Die Polizei erschien noch während des Go-Ins und verhaftete einige TeilnehmerInnen, die später auch prompt ein Verfahren an der Backe hatten, so auch ich. Ein paar Monate später kam es dann zur Verhandlung. RA Horst Mahler versprach mir, mich zu vertreten, kam aber nicht zum Termin. Etwas verloren stand ich im Gerichtsgebäude herum und wartete vergebens, bis einige robenbewährte Männer mich ansprachen, was ich da mache. Diese jungen Anwälte erbarmten sich meiner und begleiteten mich in den Gerichtssaal und erreichten einen Freispruch. Ich hatte ja tatsächlich nichts Böses getan, nur versucht, im Café einen Kaffee zu bestellen, was mir allerdings nicht gelang…

Was aus den Beteiligten geworden ist, ist bei PG (aka Hadayatullah) bekannt, im Sinne von 68 ein Konterrevolutionär, bei Mahler ebenso, ebenfalls ein Konterrevolutionär, er sitzt derzeit als Hitlerfan in der Stadt Brandenburg ein, wer meine Retter waren, habe ich leider vergessen und weiß deshalb auch nicht, was aus ihnen geworden ist, das Cafè Laumer bedient inzwischen auch Langhaarige, ich selbst bin immer noch Kaffeetrinker, wenn auch jetzt mit kürzeren Haaren.

(Günter Langer, 10.1.11)

Links zu Lobhudeleien:
FR vom 5.1.11; taz vom 7.1.11